Hoffnung für Dieselfahrer... 

 

Pflanzenöl im Busalltag

 

Schlechte Zeiten waren stets ein guter Nährboden für Experimentierfreude und Erfindergeist. Während der beiden Weltkriege fuhr man mit Holzgas. 2001 haben viele Betriebe ihre wahre Not mit den hohen Kraftstoffpreisen. Hinter Firmeninsolvenzen verbergen sich teilweise tragische Schicksale. Während die Politik die Sorgen der Nutzfahrzeughalter ignoriert bemühen sich Techniker intensiv um neue Kraftstoffkonzepte. Schon seit Jahren betreibt Georg Lohmann in München Dieselmotoren mit alternativen Kraftstoffen. Dabei überlässt er nichts dem Zufall. Kaum ein Stoff, welcher in Lohmanns Prototypenbau nicht zum Einsatz kam. In einer umfassenden Versuchsreihe wurden Selbstzünder mit allen erdenkbaren Fetten und Ölen betrieben. Die Fachwelt ist verblüfft, wenn der Techniker erzählt, dass bei Verwendung von Entenfett die Abregeldrehzahl überschritten wird. Gleichzeitig kann eine Leistungssteigerung gegenüber dem Dieselkraftstoff gemessen werden.

 

Öl von der Scholle... eine Chance für die Landwirtschaft

Wer nicht zufällig einen Betrieb mit größerem Altfett- oder Gebrauchtölaufkommen sein Eigen nennt ist mit Pflanzenöl bestens bedient. Es enthält mehr Energie als Benzin. Blei und Benzol sind nicht enthalten. Da der Flammpunkt über 300ƒCelsius liegt, kann es ohne technische Hilfe weder brennen noch explodieren. Daraus ergibt sich eine hohe Transportsicherheit. Die Lagerfähigkeit gestaltet sich unproblematisch. In Form von Ölpflanzen ist die Energie auf dem Acker verfügbar. Lange Transportwege sind nicht erforderlich. Die blauschwarzen Samenkörner des Raps werden in nahegelegenen Ölmühlen ausgepresst. Der zurückbleibende Presskuchen gilt als wertvolles Tierfutter. Ohne Umwege kann das Rapsöl dem Verbraucher nach Hause geliefert werden. Die Entflammbarkeit von Rapsöl liegt bei 320ƒ Celsius. Entsprechend schlecht ist die Zündwilligkeit. Durch Kraftstoffvorwärmung bekommt man dieses Phänomen in den Griff. Die Abgaswerte sind ausnahmslos deutlich besser als beim Dieselbetrieb.

 

Professioneller Einsatz

Weit über 100 Dieselfahrzeuge hat Georg Lohmann im vergangenen Jahr auf Pflanzenölbetrieb umgebaut. Am 1. Juni 2000 hat der Busunternehmer Christof Bühler in Wilhelmsdorf den ersten Pflanzenölomnibus nach System Lohmann in Betrieb genommen. Das Fahrzeug ist mit zwei Tanks ausgerüstet. Zusätzlich zum bestehenden Dieselbehälter kam ein kühlwasserummantelter Pflanzenöltank zum Einbau. Gestartet wird mit Dieselkraftstoff. Sobald das kühlwasserbeheizte Pflanzenöl die gewünschte Temperatur hat, wird auf Pflanzenölbetrieb umgestellt. Anfängliche Probleme durch Motorölverdünnung hat man zwischenzeitlich durch eine exakte Kraftstoffumschaltung in den Griff bekommen. Christof Bühler ist von der Pflanzenöltechnik überzeugt. Zwischenzeitlich hat er 14 Busse seiner Flotte umgebaut. Die Ölpreise schwanken übers Jahr zwischen 80 Pfennigen und einer Mark (netto). Neben Rapsöl kommt je nach Preislage auch Sojaöl zum Einsatz. Lieferengpässe gab es noch nie und sind auch nicht zu erwarten. Die Verwendung vegetarischer Kraftstoffe bedeutet einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz, denn Pflanzenöle haben gegenüber Mineralölen eine ausgeglichene Ökobilanz. Bei ihrer Verbrennung setzen sie nur so viel des Klimagases CO2 frei, wie die Ölpflanzen während ihres Wachstums in Sauerstoff verwandelt hat.

 

Manfred W. Oestreich
Freier Journalist und Fahrlehrer
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Infos

 
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